Als "schwache Verben" werden im Hebräischen solche bezeichnet, die nicht durchgängig drei Radikale in jeder Flexion (Beugung) aufweist. Zum Beispiel עשׂה mit Auslaut oder שִׁיר mit Hirek Jod.
Tabelle mit dem Paradigma פעל
Schwache Verben werden oft mit dem alten Paradigmaverb פעל benannt. Dabei wird das erste Radikal als פ, das zweite als ע und das dritte als ל eingeordnet. Daraus leiten sich die schwachen Verben ab und werden wie folgt benannt:
Paradigma | Bsp. Verb | Bemerkungen | ||||||||||||||||||||||||
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(ל''וי) ל''ה | עשׂה היה צִוָּה | ה ist im Grunde eine Mater lectionis und kein Konsonant. Der dritte Konsonant als j oder w ist fast durchwegs verschwunden. In der PK-Form ohne Endung ist der vokalische Auslaut /ä/ יִהְיֶה יְצַוֶּה, in der AK-Form /a/ צִוָּה הָיָה עָשָׂה. Wird eine Vokalendung an das Zweiradikale-Verb angeschlossen, so kommt diese direkt an das zweite Radikal: עָשׂוּ יִרְאוּ, oder es wird ein konsonantischer anlautende Endung angefügt, dann führt das beim zweiten Radikal zu einem vokalisches Element. In der AK ein /i/ oder /e/, in der PK ein /ä/. Meist steht die Mater lectionis j mit dabei. Drei Beispiele:
In der Regel treten schwache Verben mit dem Paradigma ל''ה im Narrativ, Jussiv und oft auch im Imperativ in einer kurzen Form auf. In den Beispielen Formen aus dem Grundstamm (qal):
Imperative im m.s. enden normalerweise mit /e/ (z.B. עֲשֵׁה). Wenn apokopiert (ein Radikal wird weggelassen) wird, so entfällt damit auch der Auslautvokal. Im Falle von צַוֵּה muss sogar die Verdoppelung von Waw aufgelöst werden (צַו). Entsteht eine Doppelkonsonanz, so wird diese entweder durch Erhaltung eines Reduktionsvokals am Schluss, oder durch Einschub von /ä/ aufgelöst. Manchmal wird auch der vorherige Vokal gelängt. Die nachfolgende Tabelle zeigt PK-Formen im qal in ihrer kurzen und langen Form:
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ע''וי | שִׁיר שׁוּב | |||||||||||||||||||||||||
פ''וי | יטב ורד |
Diese Klasse von schwachen Verben fassen die primae Waw - und die primae Jod Verben zusammen, da der Unterschied nur im Hifil sichtbar wird. Einige Verben, die im Qal mit einem Jod beginnen, wechseln häufig ihre Bildeweise. Einige Beispiele in der PK- und AK-Form aus der Paradigmaklasse פ''י:
Nachfolgend der Unterschied der Klassen, der sich nur im Hifil erschließen lässt:
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פ''נ | נחן |
Verben, die mit einem נ beginnen, assimiliert נ, wenn das erste Radikal die Silbe schliesst. Ist dieser ein Gutturallaut oder ר, so kommt es zur Ersatzdehnung mittels Dagesch forte. Der Imperativ wird unter Aphärese (Wegfall eines Radikals) gebildet. Ein Beispiel: 3.m.s.PK qal: יִתֵּן, Impt.m.s.qal: תֵּן לקח hat die gleiche Beugung (flektiert gleich) wie die Verba פ''נ. Wie z.B. 3.m.s.PK qal: יִקַּח. |
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ע''ע | סבב |
Schwache Verben verdoppeln meist den zweiten Radikal, nicht so die Verba ע''ע, sie verdoppeln den ersten. Das Verb סבב hat einen verdoppelten zweiten Radikal. In וַיַּסֵּב wird der erste Radikal verdoppelt. Es ist eine sogenannte aramaisierende Bildung. Die Verba ע''ע drücken meist etwas Andauerndes, Wiederholendes aus. |
Doppelt schwach Verben
Es gibt Verben, die können ihren ersten und dritten Radikal verlieren (assimilieren). Ein solches ist נתן. So sieht es aus, wenn es seinen dritten Radikalen verliert und mit dem Pronominalsuffix der 1. Person communis auftritt: נָתַתִּי
Das Verb לקח
Das Verb לקח assimiliert ל wie auch die Verba פ''נ. Zudem gibt es bei diesem Verb eine Passivbildung im Grundstamm, der mit ֻ qibbuts gebildet wird, wie auch bei einigen anderen Verben.
3.m.s AK qal aktiv | 3.m.s AK qal passiv |
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לָקַח | לֻקַּח |
3.m.s PK qal aktiv | 3.m.s PK qal passiv |
יִקַּח | יֻקַּח |
Das Wort וָאֶקַּח setzt sich aus dem Narrativzeichen וָ, das durch die Präformativkonjugation א eine Ersatzdehnung erhält, da א ein Gutturallaut ist und kein Dagesch forte aufnehmen kann. Da das schwache Verb לקח seinen ersten Radikalen verliert, erhält das mittlere Radikal ק als Ersatz ein Dagesch forte קּ.
Das Bildeelement ה für den Kausativstamm
Das Bildeelement ה für den Kausativstamm ist in der PK-Form nicht sichtbar, dafür der a-Laut in der PK-Silbe und ein i- oder e-Laut in der Stammsilbe.
Nachfolgend das starke Verb זעק in der PK hiffil Form:
3.m.s. indikativ | 2.m.s. jussiv | 3.m.s. narrativ |
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יַזְעִיק | יַזְעֵק | וַיַּזְעֵק |
Zwei schwache Verben im Vergleich
Zwei schwache Verben, deren Bestimmung oft schwer ist, weil sie leicht verwechselt werden können. Wer nicht aufpasst, kann leicht „sehen“ mit „fürchten“ verwechseln:
ראה | Form | ירא | Form | |
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יִרְאֶה | 3.m.s. PK qal | נֹורָא | 3.m.s. AK ni. / Pt. m.s. ni. | |
וַיַּרְא | 3.m.s. narr. qal | יָרֵא | 3.m.s. AK qal / Pt. m.s qal | |
יֵרֶא | 3.m.s. PK (apok.) | וַיִּרָא | 3.m.s. narr. qal oder hi. | |
הִרְאָה | 3.m.s AK hi. | יְראוּ | Impt. .m.pl. qal |
Verben, die mit j/w beginnen gefolgt von einem צ
Verben, die mit י/ו (j/w) beginnen gefolgt von einem צ (ṣ) zeigen oft eigenhafte Erscheinungsformen. Dabei wird der erste Radikal der geschlossenen Silbe an den zweiten angepasst (assimiliert):
Verb | Verb mit assimilierten ṣ |
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יצק | יִצֹּק |
יצת (anzünden) | הִצִּית |
Muss ein solches Wort im Wörterbuch nachgeschlagen werden, sollte zuerst unter der Annahme einer Assimilation des נ ausgegangen werden (z.B. נצק), danach sollte eine aramaisierende Bildung1 (z.B. צקק) in Betracht gezogen werden. Ist auch dies fehlgeschlagen, dann kann auf die oben beschriebene Erscheinungsform nachgeschlagen werden, wie z.B. יצק. Verwirrenderweise kann nämlich die Verdoppelung fehlen, so wie im Beispielwort.
1: Eine aramaisierende Bildung im Hebräischen meint den Bezug auf grammatische Formen oder Strukturen, die vom Aramäischen beeinflusst sein könnten. Diese Formen treten insbesondere bei Verben auf, die in beiden Sprachen ähnliche Muster haben. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Verba mediae geminatae (Verben mit verdoppeltem mittleren Radikal), bei denen die Schärfung des ersten Radikals (Konsonanten) als aramäischer Einfluss interpretiert wird.
Diese aramaisierenden Bildungen wurden von frühen Hebraisten wie Wilhelm Gesenius untersucht und beschrieben.