Jakob erkennt die Heiligkeit des Ortes und errichtet einen Gedenkstein, den er mit Öl übergießt.
Acht Menschen standen einst um einen Altar. Es waren alle Menschen, die zu diesem Zeitpunkt auf der Erde lebten, sozusagen die gesamte Weltbevölkerung. Auf diesem Altar opferte Noah Jahwe vom reinen Vieh, welches von Gott als wohlriechend angenommen wurde (Gen 8,20).
Wer die Geschlechtsregister in der Bibel beachtet und studiert, wird feststellen, dass Jakob noch mit solchen Augenzeugen von damals hätte sprechen können. Es ist also so, dass die Menschen eine nahe und direkte Überlieferung kannten. Das ist bereits daran zu erkennen, dass Melchisedek, König von Salem, Abraham, Jakobs Großvater, segnete. Abraham hat ihm von allem den Zehnten gegeben. Melchisedek kannte den Gott, der die Himmel und die Erde erschaffen hat, und er diente ihm. Auch diese Sache wurde Jakob überliefert (vgl. Gen 14,18f).
Wenn also Jakob im Traum ein Gesicht hatte, so wusste er um die Ernsthaftigkeit. Es verwundert uns also nicht, dass er darüber erschrak und diesen Ort kennzeichnen will. Einen Ort, so wie einst auch Abraham einen hatte und der über Generationen hinweg bekannt war (siehe Gen 12,6).
Dass der Mensch Gedenksteine aufstellt, ist nicht grundsätzlich falsch oder richtig, sondern unterliegt der Herzenshaltung. Wenn Jakob einen der Steine nahm und aufstellte, wurde dieser zu einer Markierung. Wir lesen später, dass Jahwe Jakob sagte, dass er an diesen Ort zurückkehren solle, den er markiert hatte (vgl. Gen 35,13). Auch an der Grenze Ägyptens wird einmal ein Stein aufgestellt und inmitten Ägyptens ein Altar stehen (vgl. Jes 19,19).
Altäre, Steine, Tieropferung usw. waren und geschahen lediglich als Vorschattung auf den wahren Gegenstand der Anbetung. Solche Vorschattungen sollen uns im Verständnis helfen. Nie konnte Blut von Tieren von Sünde waschen, egal, wie viel Blut es auch war (vgl. Heb 10,4).
Wenn einmal die Erde und die Himmel nicht mehr sind (vgl. 2Pet 3,10) und das Gericht an den Toten vorüber ist und der Tod und der Hades verbannt sind (vgl. Offb 20,13f), dann ist es wie nach der Sintflut, dann sind nur noch Anbeter da, die dem geschlachteten und auferstandenen Lamm, nämlich dem Herrn Jesu, der ewig ist und war, Anbetung bringen.
1. Joh 1,1–3
Was von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens; und das Leben ist geoffenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, welches bei dem Vater war und uns geoffenbart worden ist; was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, auf daß auch ihr mit uns Gemeinschaft habet; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohne Jesus Christu
Offb 2,17
Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Dem, der überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben, und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, als wer ihn empfängt.
Der Text basiert auf der Biblia Hebraica Stuttgartensia
Gen 28,10-22
10וַיֵּצֵא יַעֲקֹב מִבְּאֵר שָׁבַע וַיֵּלֶךְ חָרָנָה׃
11וַיִּפְגַּע בַּמָּקֹום וַיָּלֶן שָׁם כִּי־בָא הַשֶּׁמֶשׁ וַיִּקַּח מֵאַבְנֵי הַמָּקֹום וַיָּשֶׂם מְרַאֲשֹׁתָיו וַיִּשְׁכַּב בַּמָּקֹום הַהוּא׃
12ַיַּחֲלֹם וְהִנֵּה סֻלָּם מֻצָּב אַרְצָה וְרֹאשֹׁו מַגִּיעַ הַשָּׁמָיְמָה וְהִנֵּה מַלְאֲכֵי אֱלֹהִים עֹלִים וְיֹרְדִים בֹּו׃
13וְהִנֵּה יְהוָה נִצָּב עָלָיו וַיֹּאמַר אֲנִי יְהוָה אֱלֹהֵי אַבְרָהָם אָבִיךָ וֵאלֹהֵי יִצְחָק הָאָרֶץ אֲשֶׁר אַתָּה שֹׁכֵב עָלֶיהָ לְךָ אֶתְּנֶנָּה וּלְזַרְעֶךָ׃
14וְהָיָה זַרְעֲךָ כַּעֲפַר הָאָרֶץ וּפָרַצְתָּ יָמָּה וָקֵדְמָה וְצָפֹנָה וָנֶגְבָּה וְנִבְרֲכוּ בְךָ כָּל־מִשְׁפְּחֹת הָאֲדָמָה וּבְזַרְעֶךָ׃
15וְהִנֵּה אָנֹכִי עִמָּךְ וּשְׁמַרְתִּיךָ בְּכֹל אֲשֶׁר־תֵּלֵךְ וַהֲשִׁבֹתִיךָ אֶל־הָאֲדָמָה הַזֹּאת כִּי לֹא אֶעֱזָבְךָ עַד אֲשֶׁר אִם־עָשִׂיתִי אֵת אֲשֶׁר־דִּבַּרְתִּי לָךְ׃
16וַיִּיקַץ יַעֲקֹב מִשְּׁנָתֹו וַיֹּאמֶר אָכֵן יֵשׁ יְהוָה בַּמָּקֹום הַזֶּה וְאָנֹכִי לֹא יָדָעְתִּי׃
17וַיִּירָא וַיֹּאמַר מַה־נֹּורָא הַמָּקֹום הַזֶּה אֵין זֶה כִּי אִם־בֵּית אֱלֹהִים וְזֶה שַׁעַר הַשָּׁמָיִם׃
18וַיַּשְׁכֵּם יַעֲקֹב בַּבֹּקֶר וַיִּקַּח אֶת־הָאֶבֶן אֲשֶׁר־שָׂם מְרַאֲשֹׁתָיו וַיָּשֶׂם אֹתָהּ מַצֵּבָה וַיִּצֹק שֶׁמֶן עַל־רֹאשָׁהּ׃
19וַיִּקְרָא אֶת־שֵׁם־הַמָּקֹום הַהוּא בֵּית־אֵל וְאוּלָם לוּז שֵׁם־הָעִיר לָרִאשֹׁנָה׃
20וַיִּדַּר יַעֲקֹב נֶדֶר לֵאמֹר אִם־יִהְיֶה אֱלֹהִים עִמָּדִי וּשְׁמָרַנִי בַּדֶּרֶךְ הַזֶּה אֲשֶׁר אָנֹכִי הֹולֵךְ וְנָתַן־לִי לֶחֶם לֶאֱכֹל וּבֶגֶד לִלְבֹּשׁ׃
21וְשַׁבְתִּי בְשָׁלֹום אֶל־בֵּית אָבִי וְהָיָה יְהוָה לִי לֵאלֹהִים׃
22וְהָאֶבֶן הַזֹּאת אֲשֶׁר־שַׂמְתִּי מַצֵּבָה יִהְיֶה בֵּית אֱלֹהִים וְכֹל אֲשֶׁר תִּתֶּן־לִי עַשֵּׂר אֲעַשְּׂרֶנּוּ לָךְ׃
Tonaufnahme von Tilman Janzarik vorgelesen (http://janzarik.de):
Gen 28,10-22
10 Da ging Jakob von Beerseba heraus und er wandte sich nach Haran.
11 Und er trifft auf einen gewissen Ort und dort übernachtet er, weil die Sonne hineingegangen1 war, da nahm er sich Steine vom Ort und er stellte sie zu seinen Häupten und er schlief an diesem Orte2.
12 Und er träumte, da siehe: Eine Leiter stehend auf dem Boden und die Spitze den Himmel berührend, und siehe: Engel Gottes hinauf- und herabsteigend3.
13 Da siehe, Jahwe stand darüber, und er sagte: Ich bin Jahwe, Gott deines Vaters Abrahams und der Gott Isaaks, das Land, auf welchem du liegst, dir4 will ich es geben und an4 deine Nachkommen.
14 Und will5 deinen Samen wie Sand der Erde machen und will dich ausbreiten nach Westen und nach Osten und nach Norden und nach Süden hin, und will segnen in dir4 alle Geschlechter der Erde und deine Nachkommenschaft.
15 Und siehe, ich will mit dir sein und will dich bewahren überall, wohin du gehst und dich zurückbringen in dieses Land, denn ich werde dich nicht verlassen, bis dass ich getan, was ich dir gesagt habe.
16 Da erwachte Jakob von seinem Schlaf, und er sprach: Wahrhaftig an diesem Ort ist Jahwe und ich habe es nicht erkannt.
17 Und er fürchtete sich und er sagte: Wie furchtbar ist dieser Ort. Dieser Ort ist nichts anderes, als das Haus Gottes und dies ist das Tor zum Himmel.
18 Da stand er früh am Morgen auf und er nahm den Stein, den er am Kopfende hatte, und er stellte in dort als Malstein auf und er goss Öl über die Spitze.
19 Und er nannte den Namen dieses Ortes Beth-El, doch Luz war der Name der Stadt zuvor.
20 Da gelobte Jakob ein Gelöbnis6: Wenn Jahwe Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Weg, den ich gehe, und geben wird Nahrung7 zum Essen und Kleidung zum Anziehen,
21 und ich wiederkehre in Frieden ins Vater-Haus, dann soll Jahwe zu meinem Gott werden,
22 und dieser Stein, welchen ich zum Malstein machte, er werde ein Haus Gottes, und von allem, was du mir gibst, werde ich dir sicherlich8 verzehnten.
1
Es wird eine Umschreibung eines Vorgangs aus Sicht des Betrachters formuliert. Auf Hebräisch: כִּי־בָא הַשֶּׁמֶשׁ ..., weil hineingegangen die Sonne (vgl. auch Pred 1,5). Sie geht hinein und hinaus, so wie der Bräutigam aus seiner Wohnung kommt (vgl. Ps. 19, 1-6). Das erschaffene Gestirn folgt den Ordnungen, die Gott ihnen festlegt hat. Diese Naturgesetze sind vollkommen, so wie auch die Gesetze, die Gott in uns legte. Doch im Gegensatz zur Natur kann sich der Mensch diesen Ordnungen widersetzen.
Der Sonnenuntergang=עֶרֶב .
2
Diese Steine geben auch Schutz vor dem Wind und Wärme vor der Kälte, wenn sie an der richtigen Stelle aufgeschichtet werden und Jakob sich vor den Gefahren verbergen konnte.
3
Was (wer, wo, wann) ist die Ausgangslage, das deiktische Zentrum?
Hinaufsteigen: Bewegung nach oben, weg vom Beobachter
Heraufsteigen: Bewegung nach oben, hin zum Beobachter
Hinabsteigen: Bewegung nach unten, weg vom Beobachter
Herabsteigen: Bewegung nach unten, hin zum Beobachter
4
Die Präposition לְ funktioniert im Deutschen nicht immer gleich gut. Es wäre unüblich zu schreiben: „an dich will ich es geben“ aber im nächsten Fall funktioniert es gut„ an deine Nachkommen will ich es geben.
5
Die Rede Gottes, des Herrn Jesu, mit Jakob enthält einen Energicus in Vers 13. Vers 14 beginnt mit einem AK-cons. Beide Formen müssen zusammen verstanden werden und so setzen sich die daraus ergebenden Funktionsweisen in Vers 14 fort. Diese noch ausstehenden Aussagen sind also Prophetie, die gewisslich eintreffen werden (vgl. auch Gen 17). Paulus unterweist uns in Gal 3,16f, wer der Same in Gen 15,18; 17,7 ist, nämlich der Christus. So müssen wir es auch hier verstehen. Für Jakob waren alle Aussagen zukünftig, doch aus unserer Sicht hat sich bereits ein Aspekt erfüllt. Der Herr Jesus ist im Fleisch zu uns gekommen. Er war in Allem Gott gehorsam, doch wegen unseren Übertretungen und Schuld, litt und starb er an unserer Stelle, damit jeder, der an ihn glaubt und umkehrt, mit Gott versöhnt wird. Dieses einmalige Ereignis hat eine zeitlose Wirkung, sodass auch ein Jakob, der zuvor lebte, damals davon profitierte, oder wir, die danach leben, heute davon profitieren (vgl. Rö 3,25). Wenn es um die Sichtbarwerdung Gottes (epiphanie Gottes) geht, so können wir uns sicher sein, dass es sich stets um den Herrn Jesus handelt, denn niemand hat Gott jemals gesehen (vgl. Joh 1,18; 1Joh 4,12). Sollten wir nicht wie Mose ehrfürchtig sein, wenn wir den Herrn Jesus, der Gott ist, in seinem Wort betrachten? Doch wir wollen auch auf ihn harren, der unser Erlöser ist. (Vgl. Gen 16,13; Ex 3,6; Richter 13,22; Micha 7,7; Mt 5,8; Heb 12,2; 3Joh 1,11)
6
Hier ist eine schöne stilistische Figur zu erwähnen, die in den meisten Übersetzungen unbemerkt bleibt, da oft sinngemäß mit „Jakob legte/tat ein Gelöbnis ab“ übersetzt wird. Dabei gehen die Wörter וַיִּדַּר יַעֲקֹב נֶדֶר auf die gleiche Wurzel zurück. Es tritt das typische Muster auf, nämlich ein Verb und Substantiv von der Wurzel נדר. Durch die Wiederholung wird eine Nachdrücklichkeit erreicht, und die Aussage wird verstärkt. Damit ist es eine Etymologiefigur, etymologische Figur oder figura etymologica.
7
Das heb. Wort לֶחֶם hat einen weiten Bedeutungsumfang. Wird das erste Vorkommen betrachtet (1Mo 3,19), dann wird man feststellen, dass der Mensch zu dieser Zeit noch kein Brot (Mehlgebäck) kannte. Stilistisch kann von einer Metonymie ausgegangen werden. Als Metapher wäre die Einordnung falsch, da ein Bezug zur tatsächlichen Bedeutung gemacht werden kann, dass nämlich Brot ein Nahrungsmittel ist. Um Brot herstellen zu können, sind viele Arbeitsschritte, viel handwerkliches Geschick und Fleiß notwendig. Nicht zu vergessen ist der Segen Gottes, damit eine Ernte gelingen wird. Vgl. Prediger 11,1-6 mit 1Mo 41.
8
Eine besondere Form ist hier der Energicus אֲעַשְּׂרֶנּוּ. Diese Form fügt sich hier mit /än/ an die PK-Form an (a’asere-än-hu), wobei dies nur mit einem Suffix der 1., 2. und 3. Person Singular vorkommt. Es tritt eine Intensivierung ein, ein starkes affektives (Gefühlsäußerung wie in «Hosanna» hilf doch, vgl. Joh 12,13) Moment. Das Bildeelement des Energicus hängt mit -נָא zusammen.
Paar Nr. | Wort A | Form A | √ A | Wort B | Form B | √ B | Unterschied Form A/B | |||
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1 | אָאֹר | 1.s. PK qal | ארר | אָקוּם | 1.s. PK qal | קוּם | ||||
2 | אֲעַשְׂרֶנּוּ | 1.s. PK pi. + Suff. 3.m.s. mit Energicus | עשׂר | אֶתְנֶנָּה | 1.s. qal PK mit Energicus | נתן | mit/ohne Suffix und Stamm | |||
3 | אִשְׁתּוֹ | s. + Suff. 3.m..s. | אִשָׁה | נְשֵׁיהֶם | pl. + Suff. 3.m.pl. | אִשָׁה | Beides Formen für «Frau» | |||
4 | וַיִּבֶן | 3.m.s. narr. qal | מנה | וַיַּרְא | 3.m.s. narr. qal oder hi. | ראה | Aufgelöster Auslaut/apokopierter 1. Radikal | |||
5 | לָלֶכֶת | inf. csr. qal + Präfix | הלך | לְשֶׁבֶת | inf. csr. qal + Präfix | ישׁב | Vokal in der ersten Silbe lang/kurz | |||
6 | הָלוֹךְ | inf. abs. qal. | הלך | לֶכֶת | inf. csr. qal | הלך | abs./csr. | |||
7 | מֵבֹרָךְ | Pt. m.s. pu. | ברך | מְבָרֵךְ | Pt. m.s. pi. | ברך | Passiv/Aktiv | |||
8 | וַיָּלֶן | 3.m.s. narr. qal | לין | יָלִין | 3.m.s. qal | לין | narr. PK/PK | |||
9 | אִירָאֶךָּ | 1.s. Energicus qal + Suff. 2.m.s. | ירא | אַרְאֶךָּ | 1.s. Energicus hi. + Suff. 2.m.s. | ראה | Stamm qal/hi. | |||
10 | מֻצָּב | Pt. m.s. ho. | נצב | מָגִּיעַ | Pt. m.s. hi. | נגע | Stamm passiv/aktiv | |||
11 | תֵּלֵךְ | 3.f.s. oder 2.m.s. qal PK | הלך | הָלַכְתָּ | 2.m.s qal AK | הלך | Konjugation | |||
12 | בָּא | 3.m.s AK oder Pt. 2.m.s. qal | בּוֹא | בּוֹא | Inft. csr. 2.m.s. qal oder Imp. qal | בּוֹא | Imp./Inft. |