Das Volk Israel erhielt das Gesetz am Berg Sinai, der in Arabien ist (Gal 3). Die Gebote und Verbote waren nichts Neues und bereits vorher bekannt. Kain wusste vor seiner Tat, dass Töten verboten war. Sein geneigtes Haupt zeigte sein schlechtes Gewissen. So sind die meisten der sog. zehn Gebote in unsere Herzen eingeschrieben, sodass Paulus darauf Bezug nehmen konnte (siehe Rö 2).
Wir wissen durch Gottes Wort, dass die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschaffen wurden. Am siebten Tag ruhte Gott. Es ist nicht so, als hätte Gott ruhen müssen. Nein, dies ist uns zum Vorbild für unser Wochenwerk. Das Vorbild zeigt, dass wir nicht vier oder fünf Tage arbeiten sollen und die restlichen Tage ruhen, sondern sechs Tage arbeiten und am siebten ruhen. Doch dies oder auch das Sabbath-Gebot, welches sich an das Volk Israel richtet, kennen wir aus der Überlieferung Israels. Ihnen sind die Aussprüche Gottes anvertraut worden (Rö 3,2). Unsere sog. westliche Gesellschaft hat dies irgendwann übernommen. Es gibt auch andere Varianten eines Arbeits- und Ruhezyklus. Unser derzeitiger Zyklus befindet sich im Wandel. Wie auch immer dieser Zyklus definiert wird, eine Zeit der Arbeit und eine Zeit der Ruhe ist in jedem Modell zu finden, und dies ganz ohne direkte göttliche Anordnung. Israel hingegen hat eine direkte Anweisung erhalten. Nicht dass diese eine verbesserte Ausgabe von dem ist, was in unser aller Herzen gelegt wurde. Nein, vielmehr entsprechen sie genau diesen Satzungen. Das Volk Gottes erhält über diese Grundprinzipien konkrete Anweisungen im Detail, die schriftlich genau festlegen, wie Gott seine Anweisungen versteht. Später zeigt der Herr Jesus den gesetzlichen Schriftgelehrten auf, dass David nichts Unrechtes tat, als er von den Schaubroten in der Stiftshütte nahm, von denen nur die Priester hätten essen dürfen (Mt 12,4). Doch damit konnte er seinen Männern Nahrung geben. Oder der Herr Jesus zeigte auch auf, dass der Sabbath um des Menschen willen ist, und nicht umgekehrt (Mk 2,28).
Das Gesetz vermag nicht zu retten, es ist aber der Übertretungen wegen hinzugefügt worden. Für Israel ist das Gesetz ein Zuchtmeister auf Christus Jesu hin (siehe Gal 3). Die steinernen Tafeln, worauf Gott die Worte der Gebote schrieb (2Mo 32,18; 5Mo 9,10), mussten nämlich in einen Kasten aus Akazienholz, der mit Gold innen und außen überzogen war, gelegt und mit einem Deckel aus reinem Gold verschlossen werden (2Mo 25,10-22). Das hebräische Wort dafür lautet כַפֹּרֶת (kaporet) und wird am besten mit „Sühnedeckel“ übersetzt. (Im Hebräerbrief 9,5 wurde dieser Deckel mit ἱλαστήριον (hilastärion) ins Griechische übersetzt.) Gemeint ist ein Zudecken, Sühnen (vgl. auch das Verborgensein hinter dem Rücken (אַחֲרֵי גַוָּם) Gottes in Jes 38,17 oder das Verbergen כּסה in: Ps 32,1.5; 85,3; Hiob 31,33.
Der Herr Jesus hat für unsere Sünde gesühnt. Niemand muss verloren gehen. Alle wissen durch das Gesetz in ihrem Inneren, dass es sie überführt hat und sie das Sühnemittel benötigen. Die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen (Titus 2,11). Wer seine Übertretung bereut und vor Gott bekennt, hat durch das Erlösungswerk des Herrn Jesu die ewige Verheißung (Titus 1,2), ewiges Leben zu haben (Titus 1,2;3,7; 1Joh 2,25), und ist durch die Gnadengabe Gottes vor Gott gerechtfertigt. Diese Verheißung ist so sicher, weil sie vor der Zeit da war, nämlich in der Ewigkeit, als noch kein Mensch war. Das ist gewiss, denn Gott kann nicht lügen (Titus 1,1-3).
Der Text basiert auf "The Lexham Hebrew Bible"
Ex 20,1-17
1 וַיְדַבֵּ֣ר אֱלֹהִ֔ים אֵ֛ת כָּל־הַדְּבָרִ֥ים הָאֵ֖לֶּה לֵאמֹֽר׃ ס
2 אָֽנֹכִ֖י֙ יְהוָ֣ה אֱלֹהֶ֑֔יךָ אֲשֶׁ֧ר הוֹצֵאתִ֛יךָ מֵאֶ֥רֶץ מִצְרַ֖יִם מִבֵּ֣֥ית עֲבָדִֽ֑ים׃
3 לֹֽ֣א יִהְיֶֽה־לְךָ֛֩ אֱלֹהִ֥֨ים אֲחֵרִ֖֜ים עַל־פָּנָֽ֗יַ׃
4 לֹֽ֣א תַֽעֲשֶׂ֨ה־לְךָ֥֣ פֶ֣֙סֶל֙׀ וְכָל־תְּמוּנָ֡֔ה אֲשֶׁ֤֣ר בַּשָּׁמַ֣֙יִם֙׀ מִמַּ֡֔עַל וַֽאֲשֶׁ֥ר֩ בָּאָ֖֨רֶץ מִתַָּ֑֜חַת וַאֲשֶׁ֥֣ר בַּמַּ֖֣יִם׀ מִתַּ֥֣חַת לָאָֽ֗רֶץ׃
5 לֹֽא־תִשְׁתַּחְוֶ֥֣ה לָהֶ֖ם֮ וְלֹ֣א תָעָבְדֵ֑ם֒ כִּ֣י אָֽנֹכִ֞י יְהוָ֤ה אֱלֹהֶ֙יךָ֙ אֵ֣ל קַנָּ֔א פֹּ֠קֵד עֲוֺ֨ן אָבֹ֧ת עַל־בָּנִ֛ים עַל־שִׁלֵּשִׁ֥ים וְעַל־רִבֵּעִ֖ים לְשֹׂנְאָֽ֑י׃
6 וְעֹ֥֤שֶׂה חֶ֖֙סֶד֙ לַאֲלָפִ֑֔ים לְאֹהֲבַ֖י וּלְשֹׁמְרֵ֥י מִצְוֺתָֽי׃ ס
7 לֹ֥א תִשָּׂ֛א אֶת־שֵֽׁם־יְהוָ֥ה אֱלֹהֶ֖יךָ לַשָּׁ֑וְא כִּ֣י לֹ֤א יְנַקֶּה֙ יְהוָ֔ה אֵ֛ת אֲשֶׁר־יִשָּׂ֥א אֶת־שְׁמ֖וֹ לַשָּֽׁוְא׃ פ
8 זָכ֛וֹר֩ אֶת־י֥֨וֹם הַשַּׁבָּ֖֜ת לְקַדְּשֹֽׁ֗ו׃
9 שֵׁ֤֣שֶׁת יָמִ֣ים֙ תַּֽעֲבֹ֔ד֮ וְעָשִׂ֖֣יתָ כָּל־מְלַאכְתֶּֽךָ֒׃
10 וְי֙וֹם֙ הַשְּׁבִיעִ֔֜י שַׁבָּ֖֣ת׀ לַיהוָ֣ה אֱלֹהֶ֑֗יךָ לֹֽ֣א־תַעֲשֶׂ֣֨ה כָל־מְלָאכָ֡֜ה אַתָּ֣ה׀ וּבִנְךָֽ֣־וּ֠בִתֶּ֗ךָ עַבְדְּךָ֤֨ וַאֲמָֽתְךָ֜֙ וּבְהֶמְתֶּ֔֗ךָ וְגֵרְךָ֖֙ אֲשֶׁ֥֣ר בִּשְׁעָרֶֽ֔יךָ׃
11 כִּ֣י שֵֽׁשֶׁת־יָמִים֩ עָשָׂ֨ה יְהוָ֜ה אֶת־הַשָּׁמַ֣יִם וְאֶת־הָאָ֗רֶץ אֶת־הַיָּם֙ וְאֶת־כָּל־אֲשֶׁר־בָּ֔ם וַיָּ֖נַח בַּיּ֣וֹם הַשְּׁבִיעִ֑י עַל־כֵּ֗ן בֵּרַ֧ךְ יְהוָ֛ה אֶת־י֥וֹם הַשַּׁבָּ֖ת וַֽיְקַדְּשֵֽׁהוּ׃ ס
12 כַּבֵּ֥ד אֶת־אָבִ֖יךָ וְאֶת־אִמֶּ֑ךָ לְמַ֙עַן֙ יַאֲרִכ֣וּן יָמֶ֔יךָ עַ֚ל הָאֲדָמָ֔ה אֲשֶׁר־יְהוָ֥ה אֱלֹהֶ֖יךָ נֹתֵ֥ן לָֽךְ׃ ס
13 לֹ֥֖א תִּֿרְצָֽ֖ח׃ ס
14 לֹ֣֖א תִּֿנְאָֽ֑ף׃ ס
15 לֹ֣֖א תִּֿגְנֹֽ֔ב׃ ס
16 לֹֽא־תַעֲנֶ֥ה בְרֵעֲךָ֖ עֵ֥ד שָֽׁקֶר׃ ס
17 לֹ֥א תַחְמֹ֖ד בֵּ֣ית רֵעֶ֑ךָ לֹֽא־תַחְמֹ֞ד אֵ֣שֶׁת רֵעֶ֗ךָ וְעַבְדּ֤וֹ וַאֲמָתוֹ֙ וְשׁוֹר֣וֹ וַחֲמֹר֔וֹ וְכֹ֖ל אֲשֶׁ֥ר לְרֵעֶֽךָ׃ פ
Tonaufnahme von Tilman Janzarik vorgelesen (http://janzarik.de):
Ex 20,1-17
1 Und Gott sprach alle diese Worte:
2 Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich herausbrachte aus dem Land Ägypten, dem Haus der Knechtschaft.
3 Niemals darfst du1 andere Götter gegenüber meinem Angesicht machen.
4 Niemals mache dir Bildnisse und keinerlei Gestalten, von dem was im Himmel oben und von dem was auf der Erde unten noch von dem was im Wasser unter der der Erde ist.
5 Niemals unterwerfe dich ihnen und niemals diene ihnen, denn ich Jahwe, dein Gott, bin eifersüchtig,
a der Heimsucht
b das Vergehen der Väter an den Söhnen über die Enkel und über die Urenkel, 2
c denen die mich hassen.
6 aber
a' der Güte erweist
b' an Tausenden,
c' die mich lieben und meine Gebote bewahren. 3
7 Niemals darfst du den Namen Jahwes, deines Gottes, zu Nichtigem erheben, denn nicht unschuldig läßt Jahwe den, der seinen Namen zu Nichtigem erhebt.
8 Gedenke den Ruhetag besonders zu halten.
9 Sechs Tage arbeiten sollst du und deine ganze Arbeit verrichten.
10 aber am siebten Tag hörst du für Jahwe, deinen Gott, auf; du machst keinerlei Arbeit, weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Fremder, der in deinem Tore ist.
11 Denn in sechs Tagen machte Jahwe die Himmel, die Erde, das Meer und alles, was darin ist, aber er ruhte am Tag sieben. Deswegen segnete Jahwe diesen Tag der Ruhe und sonderte ihn ab.
12 Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass du deine Tage in die Länge ziehst im Land, das dir Jahwe, dein Gott, geben wird.
13 Niemals darfst du töten.
14 Niemals darfst du ehebrechen.
15 Niemals darfst du stehlen.
16 Niemals darfst du über deinen Nächsten ein betrügerisches Zeugnis erheben.
17 Niemals darfst du begehren das Haus deines Nächsten; niemals darfst du begehren die Frau deines Nächsten, weder sein Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch sein Esel, noch irgend etwas, das dein Nächster hat.
1
Die übersetzte Variante "niemals darfst du" drückt stärker aus, dass es sich hier um ein absolutes Verbot handelt. Hingegen drücken die gängigen Übersetzungen mit "du sollst nicht" eher einen Wunsch aus.
2
Anstelle von Enkel und Urenkel könnte die gleichbedeutende Variante 3. und 4. Glied verwendet werden.
3
Ein antithetischer Parallelismus (weiteres über Stilistik)
Die Glieder sind in ihrer Struktur ähnlich, aber in ihrer Aussage entgegengesetzt. Die drei Gliederpaare haben ihren Bezug auf Jahwe. Die Tabelle soll das veranschaulichen.
Gerade die direkten Empfänger dieses Gesetzes, das Volk am Berg Sinai, wo Mose es empfing, hat durch seinen Ungehorsam direkt erfahren, dass Väter, Söhne, Enkel und selbst Urenkel noch vom Ungehorsam betroffen waren. Das Volk war nämlich 40 Jahre in der Wüste, so viele Jahre wie Tage, an denen sie das verheißene Land ausgekundschaftet hatten. Vgl. 4Mo 13,30-35 siehe טַף (5Mo 1,39). Diese damals kleinen Kinder, die weder Gutes noch Böses kannten, sind die, die später mit Josua in das verheißende Land kamen.
Membrum | |||
c | b | a | |
לְשֹׂנְאָֽ֑י׃ | אָבֹ֧ת עַל־בָּנִ֛ים עַל־שִׁלֵּשִׁ֥ים וְעַל־רִבֵּעִ֖ים | פֹּ֠קֵד עֲוֺ֨ן | אָֽנֹכִ֞י יְהוָ֤ה אֱלֹהֶ֙יךָ֙ אֵ֣ל קַנָּ֔א |
לְאֹהֲבַ֖י וּלְשֹׁמְרֵ֥י מִצְוֺתָֽי׃ | לַאֲלָפִ֑֔ים | וְעֹ֥֤שֶׂה חֶ֖֙סֶד֙ | |
denen die mich hassen. | das Vergehen der Väter an den Söhnen über die Enkel und über die Urenkel, | der Heimsucht | ich Jahwe, dein Gott, bin eifersüchtig, |
die mich lieben und meine Gebote bewahren. | an Tausenden, | aber der Güte erweist |
Paar | Wort A | Wort B | Vergleich A und B | Hinweise |
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1 | הֵיטִיב | הוֹצִיא | beides 3. m. s. AK hi. Formenיצב/יטב | Diese Verben gehören zu einer Klasse von schwachen Verben den sog. primae Waw und primae Jod Verben. Der Unterschied wird nur im Hifil sichtbar. Wird diese Form im Qal und Hifil verglichen, zeigt sich, dass im Qal /w/ in /j/ übergeht. Im Hifil AK kommt es zu einer Diphthongierung (aus zwei Vokalen wird ein Laut) /au/ und /ai/ mit einer zusätzlichen Kontraktion (Vereinigung) des Konsonanten. |
2 | וַיֵּשְׁתַּחוּ | וַיֵּבְךְּ | Beides apokopierte Formen mit 3. m. s. Nar. חוּה hist./בכה qal | "Apokopie" bezieht sich auf ein sprachliches Phänomen, bei dem Teile eines Wortes weggelassen oder verkürzt werden. |
3 | תִּשְּׂא | תִּפֹּל | Beides 3. f./ m. s.PK-Formen mit Assimilierung von נ נפל/נשׂא | Verben, die mit einem נ beginnen, assimiliert נ, wenn das erste Radikal die Silbe schliesst. |
4 | יִצֹּק | יֵשֵׁב | Beide assimilieren an /s/ Formen 3.m.s. PK qal. ישׁב/יצק | Bei der Assimilierung geht es darum, die Aussprache zu vereinfachen. |
5 | זְכֹר | שְׁמַע | Impt. m. s. qal | Ohne besonderes Bildeelement und nur in der 2. Person |
6 | אַל תַּעַשׂ | לֹא תַעֲשֶׂה | Einmal Vetitiv und einmal Prohibitiv 2. m. s. PK qalעשׂה | Für das punktuelle Verbot wird אַל verwendet. Diese Kurzform wird Vetitiv genannt. Für das Dauerverbot wird die Negation לאֹ verwendet. Diese Langform wir Prohibitiv genannt. Siehe auch hier |
7 | יָשׁוֹב | שֶׁבֶת | Inf. csr. Inf. abs. / Nomen m. s.ישׁב | Der Inf. abs. ist weniger häufig anzutreffen als der csr. Zudem hat er selten die Funktion, wie er im Deutschen verwendet wird. Treten finites Verb mit inf. abs. zusammen auf, können solchen Konstruktion Aspekte mitteilen. Siehe: hier oder hier |
8 | הַזְכֵּר | הִשָּׁמֵר | Je Imp. Formen 2. m. s. זכר hi. und שׁמר ni. | hi. ist der Kausativstamm aktiv. Die Modifikation ist die Veranlassung. ni. ist der Tolerativstamm. Die Modifikation ist das an sich geschehen lassen. Der Imperativ hat hier keine besondere Bildeelemente und kommt nur der 2. Person vor. Siehe hier |
9 | יִוָּרֵא | יִירָא | 3. m. s. PK ni./ 3. m. s. PK qalירא | |
10 | תֵּלְכוּ | תֲּלְכוּן | zweimal 2. m. p. PK qal und einmal mit nun paragogicum | Ein Modusrest der alten Indikativform. Diese Form ist recht häufig in der 3. und 2. m. Pl. zu finden. Siehe hier |
Nach dem Tag 39 wird Tag 15 wiederholt: Zum 15.Tag wechseln.