Gleich einer computergestützten Zeichnung (CAD), welche sich aus mehreren Layern zusammensetzt, setzt sich auch dieser Psalm aus mehreren Ebenen zusammen. In einer CAD-Anwendung lassen sich die einzelnen Ebenen anzeigen und betrachten. Dabei können diese auch unterschiedliche Formen aufweisen. Erst durch das Einblenden aller Ebenen ist das komplette Ausmaß der Zeichnung erkennbar.
Eine Ebene des Psalmes nimmt die Erfahrung des Verfassers David selbst ein, der diesen Text für uns, genauer gesagt für die Musikverantwortlichen des Tempels, geschrieben hat, damit das Lied in Begleitung mit einem Seiteninstrument gesungen wird. Apropos: Von solchen מִזְמוֹר Lobliedern gibt es insgesamt 57 Stück. David hat den ursprünglichen Text „geistgehaucht“ geschrieben. Das bedeutet, dass er den Text durch Gott inspiriert geschrieben hatte.
David kam oft in Situationen, die für ihn lebensgefährlich waren. Einmal wohnte er sogar im Philisterland, denn er fühlte sich durch Saul bedroht. Unter den Philistern suchte David Sicherheit. Diese Zuversicht sprach David sich innerlich selbst zu (1 Sam 27,1). Auf diese Weise entschlossen ging er nicht allein, sondern mit 600 Mann (1 Chr 12). In 1. Sam 27,3 und 30,3, erfahren wir, dass diese Männer Frauen und Kinder hatten. Wir können uns gut vorstellen, dass David mit über 2000 Menschen eine ganze Stadt bei den Philistern benötigte. Der Name der Stadt lautet Ziklag. Diese hat er von Achis, dem König von Gat, erbeten und auch erhalten. Nebenbei bemerkt: Das war Davids zweite Begegnung mit dem König von Gat (1 Sam 21). Lange ging dieser eigene Plan von David auf und sie hatten Ruhe vor Saul und seinem Heer (1 Sam 27,4). Doch dieser Frieden war trügerisch. Als sich nämlich das Heer der Philister zum Kampf gegen Israel musterte, wurde auch David mit seinen Männern ein Teil von ihnen. Es war Gottes Gnade, dass er bei der Musterung bei den Philistern in Ungnade fiel (1 Sam 29).
Vieles geschieht jetzt gleichzeitig. Mit der Musterung fallen die Amalekiter in die ungeschützte Stadt Ziklag ein. Sie haben alles mitgenommen und die Stadt verbrannt. Die Philister ziehen gegen Israel in den Krieg. Saul und Jonathan sterben in dieser Schlacht (1 Sam 31). Die Amalekiter ziehen fortwährend mit der Beute immer weiter in den Süden, über den Bach Besor hinweg (1 Sam 30,11). David und seine Männer erkennen ihren Verlust. Sie hatten keine Ahnung, ob sie ihre Liebsten je wiedersehen würden. Vielleicht würden sie wie Joseph an einem unbekannten Ort als Sklaven verkauft werden oder wären längst auf dem Weg gestorben und liegengelassen worden. Mit der Trauer kam die Wut und Bitterkeit über die Männer, die sich nun gegen David richtet. Er war es schließlich, der zu den Philistern wollte, und sie erkannten nicht, dass auch er alles außer sein Leben verloren hatte. Doch selbst dieses Leben wollen sie ihm nehmen. Denn sie haben zusammen überlegt, ihn zu steinigen (1 Sam 30,6a).
Jetzt sind wir in einer Situation, in der Psalm 13 beginnt. Die Bibel gibt uns zwar nicht an, in welcher Situation der Psalm 13 geschrieben wurde, doch die Ereignisse aus 1. Sam 30 tragen dazu bei, dass wir Psalm 13 besser nachvollziehen können.
David ist jetzt ganz allein. Ob es in seinem Leben noch einmal einen solchen Moment gegeben hat, an dem er ohne Freunde war? Alle waren gegen ihn, selbst die Männer, die für gewöhnlich zu ihm gehalten haben. Diese trachteten jetzt, ihn zu töten, genauso wie Saul, die Philister oder Amalekiter. In 1 Sam 30,6b sagt uns der Text lediglich, dass David sich in Jahwe stärkte. Diese Worte sind sachlich richtig, aber ohne jede Emotion. Ganz anders Psalm 13. In den drei Strophen erfahren wir die Emotionen dazu. Ein Schreien zu SEINEM Gott, auch wenn es uns wie eine Anklage vorkommt. Doch längst hat Gott eingegriffen. War es nicht vielmehr so, dass David lange vergessen hatte, Gott zu fragen? Die Musterung zum Krieg der Philister gegen Israel, der Angriff der Amalekiter, die Männer, die in steinigen wollten – alle diese Ereignisse ließ Gott zu, um ihn zum Beten zu bringen. In diesem Schreien zu Gott zeigt er auf, wie schlimm es doch wäre, wenn seine Feinde ihn tot sehen würden. Sie würden sich darüber freuen. Die Philister haben nämlich genau das mit Saul und Jonathan gemacht (1 Sam 31,9–10), wovon wir in Psalm 13 lesen. Leider hat Saul in seiner Bedrängnis nicht zu Gott geschrien, sondern sich in sein eigenes Schwert gestürzt (1 Sam 31,4). Bei Saul überrascht uns das nicht, denn in seinem ganzen Leben hatte er diese Haltung, dass andere für ihn dies tun. Zum ersten Mal erfahren wir das in 1. Sam 9,6–10 und zuletzt lesen wir davon in 1. Chr. 10,13-14. Bei David überrascht es uns nicht, dass er Gott um Rat und Hilfe ersucht und Gott alles zuschreibt. Dies tat er nämlich von jung auf (1 Sam 17,34–37).
David findet durch Gottes Führung die Amalekiter und alles, was sie verschleppt hatten. Er ging zurück und hatte mehr als vorher. Er wurde König über Juda und später über ganz Israel. Ein solcher Segen kann nur in ein überschwängliches Loben und Preisen münden.
Wenn wir nun diese Ebene betrachtet haben, blenden wir eine weitere Ebene ein.
Wenn wir David, den Gesalbten Gottes, unter den Philistern, betrachten, so sehen wir auch den Herrn Jesus in der Welt. Auch er hatte Jünger, die mit ihm über mehrere Jahre durch Israel zogen. Sie hatten eine innige Beziehung, so wie die 600 Männer mit David. Sie folgten ihm überall hin. Aber als der Herr Jesus sich gefangen nehmen ließ, haben ihn alle verlassen. Am Kreuz wurde der Herr Jesus von Gott in den drei Stunden der Finsternis verlassen und vergessen. Ihn trafen die Klage der ersten Strophe tatsächlich. Doch der Herr Jesus blieb nicht im Grab, sein Leib sah die Verwesung nicht (Ps 16,10). Der Herr Jesus ist aus den Toten auferstanden. Jetzt kann der Feind nicht mehr jubeln. Der Tod ist besiegt und wir können durch dieses Erlösungswerk lobpreisen und lobsingen (1 Kor 15,55–57).
So wie David nach der Erniedrigung mit überaus vielen Gütern gesegnet wurde, so ist auch der Herr Jesus jetzt hoch erhoben. (Jes 52,13)
So wie David über ganz Israel König wurde, so wird sich jedes Knie vor dem Herrn Jesus beugen (Phil 2,8–11).
Die vorher beschriebene Ebene war notwendig für uns als einzelne Menschen, damit wir ewiges Leben erhalten und im Frieden mit Gott sind. Es war aber auch notwendig für Israel und seine irdischen Verheißungen. Denn dem Gesetz nach ist Israel verloren und benötigt die Gnade wie jeder einzelne von uns Menschen. Das Volk Israel muss wie jeder Einzelne die Gnade annehmen. So wie David in das Gericht kam, als er in der Musterung der Philister war und als gleichzeitig die Amalekiter Ziklag (Wüste des Verderbens) verbannten, so kommt auch Israel in ein schweres Gericht. Nur noch ein Überrest bleibt übrig. Dieser wird schreien wie David in Psalm 13 und erkennen, dass der Herr Jesus ihr Retter und König ist. Erst dann können sie ihn als ihren König annehmen. Alles Volk wird zurückgeführt, wie damals David die Amalekiter einholte und alles zurückführen konnte.
David achtete auch auf den Klang, den Rhythmus und die Struktur des Textes im Psalm 13. Selbst dies sind weitere Ebenen, die einzeln betrachtet werden könnten.
So ist der Psalm 13 in drei Strophen unterteilt und die Anzahl der Zeilen nimmt in jeder Strophe ab. Beginnend in der ersten Strophe mit fünf, dann mit vier und zuletzt mit drei Zeilen. Dadurch wird der Psalm zu einem Trichter, dessen dichteste Form in der letzten Strophe, im Trichterhals liegt. In dessen Mündung liegt nun das Gotteslob Davids. Bemerkenswert ist, dass in jeder Strophe der Gottesname Jahwe vorkommt. Das sowohl in der Klage, Bitte als auch letztlich im Lob.
Durch alle Ebenen hindurch können wir erkennen, dass sich der Herr Jesus mit uns eins gemacht hat. Es ist für uns unmöglich, die Tiefen des Erlösungswerkes des Herrn Jesus zu erfassen. Durch solche aufgeschriebenen Ereignisse, wie in 1. Sam 21–31 können wir es ein wenig verstehen.
Im Rückblick auf unser Leben können auch wir die Fügungen Gottes erkennen. Wir sollten daraus lernen, dass wir zu unserem Gott unsere Klage schreien und ihn um Hilfe bitten sollen (vgl. 1 Pet 5,6f). Dann können wir wie David auch Lobeslieder singen und den lobpreisen, der uns den Frieden Gottes schenkte (Joh 14,27).
1. Kor 15,55–57
„Wo ist, o Tod, dein Stachel? Wo ist, o Tod, dein Sieg?“
Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz.
Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!
Psalm 13
לַמְנַצֵּ֗חַ מִזְמ֥וֹר לְדָוִֽד׃ 1
עַד־אָ֣נָה יְ֭הוָה תִּשְׁכָּחֵ֣נִי נֶ֑צַח עַד־אָ֓נָה׀ תַּסְתִּ֖יר אֶת־פָּנֶ֣יךָ מִמֶּֽנִּי׃ 2
עַד־אָ֨נָה אָשִׁ֪ית עֵצ֡וֹת בְּנַפְשִׁ֗י יָג֣וֹן בִּלְבָבִ֣י יוֹמָ֑ם עַד־אָ֓נָה׀ יָר֖וּם אֹיְבִ֣י עָלָֽי׃ 3
הַבִּ֣יטָֽה עֲ֭נֵנִי יְהוָ֣ה אֱלֹהָ֑י הָאִ֥ירָה עֵ֝ינַ֗י פֶּן־אִישַׁ֥ן הַמָּֽוֶת׃ 4
פֶּן־יֹאמַ֣ר אֹיְבִ֣י יְכָלְתִּ֑יו צָרַ֥י יָ֝גִ֗ילוּ כִּ֣י אֶמּֽוֹט׃ 5
וַאֲנִ֤י׀ בְּחַסְדְּךָ֣ בָטַחְתִּי֮ יָ֤גֵ֥ל לִבִּ֗י בִּֽישׁוּעָ֫תֶ֥ךָ אָשִׁ֥ירָה לַיהוָ֑ה כִּ֖י גָמַ֣ל עָלָֽי׃ 6
Tonaufnahme von Tilman Janzarik vorgelesen (http://janzarik.de):
Psalm 13
Psalm 13
1 Dem Vorsänger ein Lied mit Seiteninstrument begleitet, von David.
2 Wie lange, Jahwe, vergisst du mich in der Ewigkeit? Wie lange verbirgst du dein Angesicht vor mir?
3 Bis wann soll ich Sorgen tragen in meiner Seele, Kummer im Herzen täglich? Bis wann erheben sich die Feinde über mich?
4 Erblicke mich doch, antworte doch, Jahwe mein Gott, mach hell meine Augen, damit ich nicht in den Tod entschlafe.
5 Damit nicht reden meine Feinde: "Ich habe ihn überwältigt!", in meiner Not jauchzen sie, wenn ich wanke.
6 Ich aber kann auf deine Gnade vertrauen, mein Herz frohlockt über deine Hilfe, ich will singen zu Jahwe, denn er bringt Gutes über mich.
| לַמְנַצֵּ֗חַ מִזְמ֥וֹר לְדָוִֽד׃ | Dem Vorsänger ein Lied mit Seiteninstrument begleitet, von David. | |||
| I | 2 | a | עַד־אָ֣נָה יְ֭הוָה תִּשְׁכָּחֵ֣נִי נֶ֑צַח | Wie lange noch, Jahwe, vergisst du mich in der Ewigkeit? |
| b | עַד־אָ֓נָה׀ תַּסְתִּ֖יר אֶת־פָּנֶ֣יךָ מִמֶּֽנִּי׃ | Wie lange noch verbirgst du dein Angesicht vor mir? | ||
| 3 | a | עַד־אָ֨נָה אָשִׁ֪ית עֵצ֡וֹת בְּנַפְשִׁ֗י | Wie lange noch soll ich Sorgen tragen in meiner Seele? | |
| b | יָג֣וֹן בִּלְבָבִ֣י יוֹמָ֑ם | [Wie lange noch] ist Kummer im Herzen täglich? | ||
| c | עַד־אָ֓נָה׀ יָר֖וּם אֹיְבִ֣י עָלָֽי׃ | Wie lange noch erheben sich die Feinde über mich? | ||
| II | 4 | a | הַבִּ֣יטָֽה עֲ֭נֵנִי יְהוָ֣ה אֱלֹהָ֑י | Erblicke mich doch, antworte doch, Jahwe mein Gott! |
| b | הָאִ֥ירָה עֵ֝ינַ֗י פֶּן־אִישַׁ֥ן הַמָּֽוֶת׃ | mach hell meine Augen, damit ich nicht in den Tod entschlafe! | ||
| 5 | a | פֶּן־יֹאמַ֣ר אֹיְבִ֣י יְכָלְתִּ֑יו | Damit nicht reden meine Feinde: "Ich habe ihn überwältigt!", | |
| b | צָרַ֥י יָ֝גִ֗ילוּ כִּ֣י אֶמּֽוֹט׃ | [Damit nicht mein Feind] in meiner Not jauchzt, wenn ich wanke. | ||
| III | 6 | a | וַאֲנִ֤י׀ בְּחַסְדְּךָ֣ | Ich aber kann auf deine Gnade vertrauen, |
| b | בָטַחְתִּי֮ יָ֤גֵ֥ל לִבִּ֗י בִּֽישׁוּעָ֫תֶ֥ךָ | mein Herz frohlockt über deine Hilfe, | ||
| c | אָשִׁ֥ירָה לַיהוָ֑ה כִּ֖י גָמַ֣ל עָלָֽי׃ | ich will singen zu Jahwe, denn er bringt Gutes über mich. | ||
| Wort | הַבִּיטָה | עֲנֵנִי | הָאִירָה | אִישַׁן | יֹאמַר | יְכָלְתִּיו | אֶמֹּט |
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Person Genus Numerus | m. s. | m. s. | m. s. | 1. s | 3. m. s | 1. s. | 1. s. |
| Konjugation (PK AK) | AK impt. | AK impt | AK impt. | PK | PK | AK | PK |
| Stamm | hit. | qal | hit. | qal | qal | qal | ni |
| Suffix Person Genus Numerus | 1. s. finit | 3. m. s. | |||||
| Wurzel | נבט | ענה | אוֹר | ישׁן | אמר | יכל | מוּט |
| Bemerkungen | adhortativ | adhortativ |
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