Bibelbetrachtungen/Heb. in 53 Tagen/18. Tag Genesis 12,17-20

Hebräisch in 53 Tagen

Inhalt

Tag 18 von 53 Tagen, 6. und 13. August 2022, Genesis 12,17-20

die Wege Gottes mit Abraham

Einige Gedanken zum 18. Tag mit einem kurzen Ausflug in die Glaubensschule Abrahams
Die Reise Abrams (אַבְרָם) in der großen Hungersnot nach Ägypten (מִצְרַיִם) lesen wir in 1. Mose 12. Später, in 1. Mose 20, reist er in das Gebiet der Philister. Beide Erzählungen befinden sich unter dem sechsten Toldot und dieses könnte umschrieben werden mit: Was aus Terach (תֶּרַח) wurde, nämlich Abraham. Terach bedeutet «Ort, an dem man verweilt» (vgl. dazu auch 4.Mo 33,27, wo die Israeliten eine Lagerstädte in der Wüste hatten).

Toldot (od. Toledot תֹּלְדוֹת) ist Hebräisch und bedeutet «Geschlechterfolge, Geschichte». Die handschriftlichen Übermittlungen wurden bereits vor Mose (מֹשֶׁה) auf Tontafeln eingraviert. Damit die Reihenfolge der einzelnen Tafeln richtig zugeordnet werden konnte, musste auf das Wort «Toldot» und die nachfolgende Phrase geachtet werden. Das ist vergleichbar mit unserer Seitennummerierung, nur viel genauer. Als Mose später diese Niederschriften zusammenfasste, übernahm er auch diese Zuordnungen. Deshalb ist es noch heute nachvollziehbar, dass bereits vor Moses Erzählungen nicht nur mündlich überliefert wurde, sondern auch schriftlich. Das war aber keine Seltenheit, sondern es gibt auch außerbiblische Erzählungen, die im gleichen Stil gefunden wurden.

Terach zog von Ur in Chaldäa bis Haran und Terach verweilte daselbst, bis er dort mit 205 Jahren starb. Gott gab Abram den Auftrag aus seiner Heimat in ein fremdes Land zu gehen, was er mit 75 Jahren tat. Anfangs noch mit Lot (לוֹט), seinem Neffen, später allein. Gott gab Abram nicht nur einen Auftrag, sondern auch eine Verheißung, dass er zu einer großen Nation wird. Dieser Auftrag bestand darin, dass er das zukünftige Land seiner Nachkommen sehen sollte, das Gott ihm zeigen wird. Ägypten gehörte nicht dazu. Doch wir wissen, dass Israel sich für über 400 Jahre in Ägypten aufhalten wird, ehe das Land in seinen Besitz kommt. Vgl. 1Mo 15,16.

War es die Hungersnot, die Abram in den Süden zwang oder sandte Gott die Hungersnot, damit sich Abram nicht immer weiter gegen Süden bewegte? Als Abram das Land bis Sichem (שְׁכֶם) durchzog, erschien ihm dort Jahwe (יהוה). Warum er diesen Ort, an dem Gott mit ihm Gemeinschaft hatte, verließ und immer weiter fort gegen Süden zog, wird im Text nicht gesagt. So kann es uns auch gehen, wenn wir in die Gemeinschaft Gottes bzw. zur Erkenntnis Gottes kommen und nicht dortbleiben, sondern weitersuchen, immer weiter fort hin zum Weltlichen. Wir geraten so in eine ähnliche Hungersnot, die geistlich ist, denn wenn wir aufhören, uns mit dem Wort Gottes zu beschäftigen, dann kommen wir immer mehr auf andere Wege. Unseren Hunger müssten wir dort stillen, wo wir keine Nahrung erhielten, die dauerhaft sättigt.

Abram war besorgt, dass das, was er hatte, ihm genommen würde und er dabei stürbe. Deshalb überlegte er sich listige Lügen und sagte nicht die volle Wahrheit. Diese Lüge ergab für ihn zunächst keine negativen Konsequenzen, im Gegenteil, er profitierte davon und erhielt vom Fürsten der Welt viele Güter und wurde reich. Es gibt aber immer jemand, der unsere Wege sieht und unser Herz prüft (vgl. Ps 139). So auch bei Abram. Die Plagen, die Gott (אֱלֹהִים) dem Pharao (פַרְעֹה) und seinem Haus brachte, haben die Wahrheit aufgedeckt. Es ist wie bei Jona (יֹונָה), der auch in die falsche Richtung ging, seine Konsequenzen trafen auch seine Mitmenschen im Schiff. Dadurch erkannten sie den lebendigen Gott, der alles sieht und eingreift. Abram kehrt nicht mit leeren Händen zurück, sondern nimmt die erhaltenen Güter mit. Diese Sache erinnert an den Auszug Israels in das Land Kanaan. Das Volk beraubte die Ägypter, weil Gott es bewirkte, dass die Ägypter ihnen so viel gaben, wie sie verlangten (vgl. 2Mo 12,36).

Gott sieht alles, weil er allgegenwärtig ist. Der Pharao erfährt vieles, weil ihm seine Untertanen alles mitteilen, was in seinem Land passiert. Deswegen wird ihm auch gesagt, dass unter den Frauen Abrams die Saraj (שָׂרַי) wunderschön ist. So ist es auch mit Satan. Er sieht nicht alles, doch hat er überall seine Knechte, die schauen und horchen und sie teilen das weiter, was sie aufdecken konnten.

Dass Lot mit Abram in den Süden nach Ägypten mitging und auch wieder zurück nach Bethel, das erfahren wir nicht direkt in der Erzählung, erst etwas später, bevor sich Lot und Abram wegen Platzmangel voneinander trennen wollten. Lot sah in die Ebene von Sodom (סְדֹם) und Gomorra (עֲמֹרָה), dass dort die ganze Ebene so wie einst der Garten Eden und wie Ägypten bewässert war, das war noch bevor dieser Ort durch Gottes Gericht umgekehrt wurde. Da Lot in den Genuss der irdischen Segnung in Ägypten geführt wurde, wählte er diesen fruchtbaren Ort aus und achtete nicht auf die geistlichen Segnungen, die er auch mit Abram in Sichem (שְׁכֶם) erfahren durfte. Es ging nicht lange, da saß Lot im Tor dieser Städte, wo es heißt, dass die Menschen böse und große Sünder vor Gott waren. Obwohl Lot in 1Mo 12 nie erwähnt wird, so merken wir, obwohl es nicht explizit dasteht, dass er von den weltlichen Gelüsten beeinflusst wurde und vergleichbares suchte. Wenn wir nämlich beachten, was Abram alles aus Ägypten mitführte: Kleinvieh (צֹּאן) und Rinder (בָּקָר), Esel (חֲמֹור) und Knechte (עֶבֶד), Mägde (שִׁפְחָה) und Eselinnen (אָתֹון) und Kamele (גָּמָל). Es heißt weiter, dass er reich an Silber (כֶּסֶף) und Gold (זָהָב) war. Eine der Mägde, Hagar (הָגָר), gebar ihm Ismael (יִשְׁמָעֵאל). Wir sehen bei Abram und bei Lot Einflüsse, die anfangs klein waren, aber immer größere Wellen schlugen. Doch Gott benutzt selbst diese krummen Dinge, um uns zu belehren, wenn z. B. Paulus ( שָׁאוּל /Παῦλος) über Melchisedek schreibt, der von Abram den Zehnten erhielt, weil er Lot und die Könige Sodoms und Gomorras aus der Gefangenschaft befreit hat, oder uns Lot, Abram und Saraj als Glaubenshelden offenbart oder aufzeigt, was der Berg Sinai in Arabien mit Hagar und Ismael zu tun hat (vgl.Röm 4, Gal 4 und Heb 7).

Dass sich das menschliche Verhalten nicht ändert, zeigt uns nicht nur Abram, sondern auch Isaak. Denn Abram, obwohl er bereits aus seinen Erfahrungen gelernt haben sollte, wiederholt sein Vorgehen bei Abimelek (אֲבִימֶלֶךְ) in 1Mo 20 und später macht es ihm sein Sohn Isaak (יִצְחָק) in 1Mo 26 auch noch nach.

Nicht nur die einzelnen Geschichten sind wichtig, sondern auch das, was dazwischen geschah. Zwischen Kapitel 12 und 20 ist Kapitel 15, in dem wir über den ewigen, einseitigen Bund Gottes mit Abraham lesen und zwischen Kapitel 20 und 26 liegt Kapitel 22, in dem wir der Glaubensgehorsam Abrahams und Isaaks erfahren. Besonders beachtenswert ist auch Kapitel 16, das die Geburt Ismaels beschreibt. Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass zwischen der Geburt und der Beschneidung ca. 13 Jahre Abstand sind. Eine Zeit, in der wir nicht lesen, dass Jehova (יְהוָה) ihm erschien. Hagar sah ihn in dieser Zeit zuletzt, als sie von Saraj vertrieben wurde, ehe Hagar Ismael gebar und nannte Gott (1Mo 16,13): „Du bist ein Gott, der (mich) sieht“ (אַתָּה אֵל רֳאִי). Gott sieht auch uns und unsere verborgenen Gedanken, so wie er es auch bei Abraham (אַבְרָהָם) in 1.Mo 17,17 und Saraj in 1.Mo 18,12 tat.

EreignisseJahr v. Chr. GeburtJahr der Einwanderung in KanaanJahr nach Weltanfang
Einwanderung in Kanaan213712021
Geburt Ismaels2126112032
Anordnung der Beschneidung2113242045
Geburt Isaaks2112252046
Tod der Sarah2075622083
Verheiratung Isaaks mit Rebekka2072652086

Tabelle gefunden in "Biblisches Namen Lexikon, Abraham Meister"

Hebräischer Text vokalisiert

Dieser entspricht dem des Aufgabenblatts und weicht etwas vom Bibeltext ab.

10 וַיְהִי רָעָב בָּאָ֑רֶץ וַיֵּרֶד אַבְרָם מִצְרַיְמָה לָגוּר שָׁ֔ם כִּֽי־כָבֵד הָרָעָב בָּאָֽרֶץ׃
11 וַיְהִ֕י כַּאֲשֶׁר הִקְרִיב לָבוֹא מִצְרָ֑יְמָה וַיֹּאמֶר אֶל־שָׂרַי אִשְׁתּ֔וֹ הִנֵּה־נָא יָדַ֔עְתִּי כִּי אִשָּׁה יְפַת־מַרְאֶה אָֽתְּ׃
12 וְהָיָה כִּֽי־יִרְאוּ אֹתָךְ הַמִּצְרִ֔ים וְאָמְרוּ אִשְׁתּוֹ זֹ֑את וְהָרְגוּ אֹתִי וְאֹתָךְ יְחַיּֽוּ׃
13 אִמְרִי־נָא אֲחֹתִי אָ֑תְּ לְמַעַן יִֽיטַב־לִי בַעֲבוּרֵ֔ךְ וְחָיְתָה נַפְשִׁי בַּעֲבוּרֵֽךְ׃
14 וַיְהִ֕י כְּבוֹא אַבְרָם מִצְרָ֑יְמָה וַיִּרְאוּ הַמִּצְרִים אֶת־הָאִשָּׁ֔ה כִּֽי־יָפָה הִיא מְאֹֽד׃
15 וַיִּרְאוּ אֹתָהּ שָׂרֵי פַרְעֹ֔ה וַיְהַֽלְלוּ אֹתָהּ אֶל־פַּרְעֹ֑ה וַתֻּקַּח הָאִשָּׁה בֵּית פַּרְעֹֽה׃
16 וּלְאַבְרָם הֵיטִיב בַּעֲבוּרָ֑הּ וַֽיְהִי־לוֹ צֹאן־וּבָקָר וַחֲמֹרִ֔ים וַעֲבָדִים וּשְׁפָחֹ֔ת וַאֲתֹנֹת וּגְמַלִּֽים׃
17 וַיְנַגַּע יְהוָה אֶת־פַּרְעֹה נְגָעִים גְּדֹלִים וְאֶת־בֵּית֑וֹ עַל־דְּבַר שָׂרַי אֵשֶׁת אַבְרָֽם׃
18 וַיִּקְרָא פַרְעֹה לְאַבְרָ֔ם וַיֹּ֕אמֶר מַה־זֹּאת עָשִׂיתָ לִּ֑י לָמָּה לֹא־הִגַּדְתָּ לִּ֔י כִּי אִשְׁתְּךָ הִֽוא׃
19 לָמָה אָמַרְתָּ אֲחֹתִי הִ֔יא וָאֶקַּח אֹתָהּ לִי לְאִשָּׁ֑ה וְעַתָּ֕ה הִנֵּה אִשְׁתְּךָ קַח וָלֵֽךְ׃
20 וַיְשַׁלַּח פַּרְעֹה אֶת־אַבְרָם וְאֶת־אִשְׁתּוֹ וְאֶת־כָּל־אֲשֶׁר־לֽוֹ׃

Hebräischer Text unvokalisiert

10 ויהי רעב בארץ וירד אברם מצרימה לגור שׁם כי כבד הרעב בארץ
11 ויהי כאשׁר הקריב לבוא מצרימה ויאמר אל שׂרי אשׁתו הנה נא ידעתי כי אשׁה יפת מראה את
12 והיה כי יראו אתך המצרים ואמרו אשׁתו זאת והרגו אתי ואתך יחיו
13 אמרי נא אחתי את למען ייטב לי בעבורך וחיתה נפשׁי בעבורך
14 ויהי כבוא אברם מצרימה ויראו המצרים את האשׁה כי יפה היא מאד
15 ויראו אתה שׂרי פרעה ויהללו אתה אל פרעה ותקח האשׁה בית פרעה
16 ולאברם היטיב בעבורה ויהי לו צאן ובקר וחמרים ועבדים ושׁפחת ואתנת וגמלים
17 וינגע יהוה את פרעה נגעים גדלים ואת ביתו על דבר שׂרי אשׁת אברם
18 ויקרא פרעה לאברם ויאמר מה זאת עשׂית לי למה לא הגדת לי כי אשׁתך הוא
19 למה אמרת אחתי היא ואקח אתה לי לאשׁה ועתה הנה אשׁתך קח ולך
20 וישׁלח פרעה את אברם ואת אשׁתו ואת כל אשׁר לו

Hebräische Tonaufnahme

10
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20

Karte

Die Karte hilft, die Örtlichkeiten der Erzählung einzuordnen:
Abram zieht nach Ägypten

Mögliche Übersetzung

10 Und eine Hungersnot im Land entstand, und Abraham ging nach Ägypten herab, um dort als Fremder zu wohnen, denn die Hungersnot war schwer im Land.
11 Und als er nahte, um in Ägypten hineinzukommen, da sagte er zu Saraj, seiner Frau: "Siehe doch, ich weiß, dass du eine Frau von schönen Aussehen bist.
12 Da wird es geschehen, wenn dich die Ägypter sehen, dass sie sagen: 'Es ist seine Frau.' Und mich töten sie, aber lebend lassen sie dich.
13 Sage doch, du seist meine Schwester, damit es mir gut gehe, weswegen meine Seele am Leben bliebe, um deinetwillen."
14 Und als Abram in Ägypten hereinkam, sahen die Ägypter die Frau, dass sie überaus schön war.
15 Da sahen die Obersten des Pahraos sie, und rühmten sie vor dem Pharao, und die Frau wurde in das Haus des Pharaos geholt.
16 Abram aber tat er Gutes um ihretwillen und ihm wurde zuteil Kleinvieh, Rindvieh, Esel, Sklaven, Sklavinnen, Eselinnen und Kamele.
17 Aber Jahwe schlug den Pharao und sein Haus mit großen Plagen, um Sarajs, der Frau Abrams, wegen.
18 Da rief der Pharao Abram zu sich und sagt: „Was hast du mir da angetan? Warum hast du mir nicht mitgeteilt, dass sie deine Frau ist?
19 Warum sagtest du: Sie ist meine Schwester, sodass ich sie mir zur Frau nahm. Jetzt siehe, da ist deine Frau, nimm und geh!“
20 Da sandte der Pharao den Abram und seine Frau und alles, was sein war, fort.

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